Sekikawa Fujiko (Leiterin Sprachendienst im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin)
Der Stiftungszweck des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin (JDZB) und somit die Aufgabe des JDZB liegt in der „Förderung des wissenschaftlichen Austausches zwischen Japan und Deutschland“. Dabei lautet der Grundsatz, keine bestehende Arbeit zu duplizieren und keiner Institution Konkurrenz zu machen.
Als das JDZB im April 1988 seinen Vollbetrieb aufnahm, hat man festgestellt, dass in der Berliner Ja-panischkurslandschaft eine Lücke existiert. Eine Lücke zwischen der Japanologie der Universitäten einerseits und den privaten Japanischkursanbietern andererseits, wie etwa der Volkshochschulen (VHS) und der Deutsch-Japanischen Gesellschaft (JDG). Seitdem schließt das JDZB diese Lücke, weil wir der Ansicht sind, dass auch Sprachkenntnisse zur Vertiefung des gegenseitigen Verständnis-ses beitragen und für den wissenschaftlichen Austausch notwendig sind. Entsprechend dem o.g. Grundsatz dupliziert das JDZB nicht die Japanischkurse anderer Institutionen, sondern bietet Kurse an, die sich zwischen den anderen privaten Anbietern und der Japanologie positionieren. Insbeson-dere hat es sich zunehmend darum bemüht, Mittel- und Oberstufenkurse anzubieten, weil diese Stu-fen von privaten Kursanbietern kaum angeboten wurden bzw. werden.
Der erste Kurs im JDZB war ein Anfängerkurs für Berufstätige, die für ihren jeweiligen beruflichen Be-darf möglichst schnell in die Lage versetzt werden wollten, in japanischer Sprache zu kommunizieren. Später hat es parallel hierzu einen Anfängerkurs für Studenten eingerichtet, die nicht Japanologie stu-dierten. Diese waren zeitlich nicht in der Lage, parallel zu ihrem Fachstudium die Sprachkurse der Japanologie (mit 12 Semesterwochenstunden an drei Vormittagen in der Woche) zu belegen, wollten aber trotzdem für ihr Studium Japanisch lernen. Später wurden die Mittel- und Oberstufenkurse auf- und ausgebaut, wobei das JDZB bemüht war, die Wünsche der Teilnehmer aufzunehmen. Deshalb wurden beispielsweise Kanji-, Konversations-, Zeitungslektürekurse usw. angeboten – mit unter-schiedlichem Erfolg.
Die Japanischkurse des JDZB waren aus bestehendem Bedarf entstandene, historisch gewachsene Kurse, die kein durchgehendes Konzept hatten. Hierin lagen die Ursachen der Schwachstellen der Kurse. Beispielsweise gestaltete sich der Übergang von der Grundstufe zur Mittelstufe immer schwie-rig. Ferner mussten wir feststellen, dass der Anspruch, allen Teilnehmern mit Beendigung der Grund-stufe soviel Japanischkompetenz vermittelt zu haben, dass sie die Prüfung für die 3. Stufe des Japa-nese Language Proficiency Test (JLPT) bestehen können, nicht immer erfüllt wurde. Auch konnten nicht alle Absolventen der Mittelstufe die Prüfung der 2. Stufe erfolgreich ablegen, obwohl dies der Anspruch gewesen war.
Ein Wort, um Missverständnisse zu vermeiden: Es geht nicht darum, dass jeder Teilnehmer den JLPT ablegt. Dieser Test wird lediglich zur Orientierung benutzt, um die Lehr- und Lernziele zu definieren. So wie beispielsweise der TOEFL in Amerika, das Cambridge Certificate in England, das Große Sprachdiplom des Goethe-Intistuts in Deutschland als Anhaltspunkte für eine Aufnahme an einer Uni-versität oder Anstellung dienen, ist der JLPT „der“ Anhaltspunkt in Japan. Die Prüfung wird von der Japan Foundation abgenommen und gibt die für die jeweiligen Stufen notwendigen Sprachkompeten-zen, Stundenzahlen, usw. vor.
Im Frühjahr 2001 haben sich die Lehrkräfte des JDZB zusammengesetzt und diskutiert, um eine Lö-sung für die o.g. Schwachstellen zu finden. Dabei wurde auch das Japanische Kulturinstitut in Köln (die Deutschlandstelle von der Japan Foundation) konsultiert. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass es Zeit sei, ein einheitliches Konzept für den gesamten Japanischunterricht auszuarbeiten.
Eine der Lehrkräfte, Frau Dr. Yoriko Yamada-Bochynek hatte vom Oktober 1999 bis Oktober 2000 ihre didaktische Methodik „Japanisch als Fremdsprache mit integrativ-kommunikativen Schritten“ (JaFIX) am JDZB erprobt und dabei gute Ergebnisse erzielt. Von den elf JaFIX-Kursteilnehmern, die ohne Vorkenntnissen angefangen hatten, haben nach einem Jahr (43 Wochen à 3 Stunden, insgesamt etwa 130 Unterrichtsstunden) sieben Teilnehmer an der Prüfung für die 4. Stufe des JLPT teilgenommen. Drei haben sie bestanden, und auch diejenigen, die die Prüfung nicht bestanden haben, hatten etwa 50 % der Aufgaben korrekt beantworten können (zum Bestehen müssen etwa 60 % der Aufgaben ge-löst werden). Diese Leistung war bahnbrechend, wie manche Lehrer des Japanischen als Fremd-sprache (JaF), die im Bereich Erwachsenenbildung tätig sind, bestätigten. Denn bislang galt es immer als selbstverständlich, dass erwachsene Lernende in Deutschland für das Bestehen der 4. Stufe min-destens 200 oder mehr Stunden Unterricht benötigen. Erfreulich gut haben die JaFIX-Teilnehmer in der Prüfkategorie Hörverständnis abgeschnitten, trotz der international bestehenden Meinung, dass die JaF-Lerner im Ausland besonders schlecht im Hörverständnis seien.
Alle Lehrkräfte des JDZB waren von dieser Leistung so überzeugt, dass sie beschlossen, ab Oktober 2001 die JaFIX-Methodik als didaktische Grundlage für die Japanischkurse des JDZB – insbesondere für die Grundstufen – einzuführen. Seither arbeitet Frau Dr. Yamada-Bochynek kontinuierlich an der Methodik sowie am Lehrplan weiter, so dass mittlerweile auch die Mittelstufenkurse einige Merkmale der JaFIX-Methodik aufweisen. Parallel hierzu wurden Fortbildungsveranstaltungen für JaF-Lehrer angeboten und Lehrpraktikanten aufgenommen, um künftige JaFIX-Lehrkräfte auszubilden.