Conference Report
Die Chiffre „1968“ steht in den Augen vieler Historiker für die „erste globale Rebellion“ des 20. Jahrhunderts. In vielen Ländern entstanden in den 1960er und frühen 1970er Jahren Jugendbewegungen, die ähnliche Ziele verfolgten. Dabei ist auffallend, dass sich in jenen Ländern, deren Expansionspolitik den 2. Weltkrieg auslöste, besonders starke Bewegungen formierten. In Deutschland, Italien und Japan kam es jahrelang zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Staatsmacht, die ihre Fortsetzung in einem starken Linksterrorismus fanden. Zugleich erlebten die Gesellschaften Japans und der Bundesrepublik im Zuge ihres wirtschaftlichen Wiederaufstiegs nach dem 2. Weltkrieg einen dramatischen sozialen und kulturellen Wandel, der in den 1960er Jahren den allmählichen Übergang von der Industrie- zur Konsumgesellschaft hervorbrachte. Gleichzeitig wurde zu dieser Zeit die offizielle kulturdiplomatische Re-Education-Politik der USA abgelöst von der massiven Verbreitung einer kommerziellen amerikanisch-westlich geprägten Populär- und Jugendkultur, die vielfältige Anknüpfungspunkte für eine protestierende Generation bereithielt.
Trotz all dieser Gemeinsamkeiten entwickelten sich die Bewegungen in Japan und Deutschland jedoch sehr unterschiedlich und hatten auch in langfristiger Perspektive andere Folgen für das politische Leben und die Alltagskultur in den beiden Gesellschaften. So sind die Grünen in Deutschland ein bleibendes Ergebnis dieser Bewegung. In Japan hingegen gibt es keine vergleichbare Partei. Die Tagung fragt nach den Ursachen für die Gemeinsamkeiten und Unterschieden der 68er-Bewegungen in den beiden Industrienationen, nach Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Amerika-Bezügen sowie ihren kulturgeschichtlichen Folgen.
Tagungssprache wird Deutsch, fallweise auch Englisch, sein.
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